LA PAZ (dpa-AFX) - Der linksgerichtete bolivianische Präsident Evo
Morales hat seine Politik der Verstaatlichung öffentlicher
Versorgungsunternehmen fortgesetzt und vier Energieunternehmen mit
ausländischer Beteiligung von starken Polizeikräften besetzen lassen.
Betroffen waren die Kraftwerksbetreiber Corani, Guaracachi und Valle
Hermoso sowie der Stromnetzbetreiber Empresa de Luz y Fuerza de
Cochabamba (ELFEC). Damit kontrolliere der bolivianische Staat 80
Prozent der Stromwirtschaft, betonte Morales, der die Verstaatlichungen
wie schon in früheren Jahren in der Erdgas- und Erdölwirtschaft sowie
im Telekommunikationsbereich am 1. Mai vollziehen ließ.

    "Früher oder später muss der Staat 100 Prozent der
Energiewirtschaft kontrollieren, damit alle Bolivianer in den Genuss von
Licht
kommen", sagte Morales nach der Unterzeichnung der Enteignungsdekrete in
dem Wasserkraftwerk Corani bei der Großstadt Cochabamba. Für
Entschädigungen waren schon zuvor 16,6 Millionen Dollar (12,6 Millionen
Euro) bereit gestellt worden. Morales kündigte zugleich umfangreiche
Investitionen in die Stromwirtschaft an.

    Corani gehörte zu 50 Prozent der Inversiones Econergy Bolivia SA,
ein Tochterunternehmen der französischen GDF Suez
<PGSZ.PS<GZF.ETR>F.ETR>, 50 Prozent der Anteil an Guaracachi
wurden von dem britischen Unternehmen Rurelec PLC gehalten. Valle
Hermoso war ein Teil der
Bolivian Generating Group, die zu dem bolivianischen
Investmentunternehmen Panamerica gehörte. ELFEC wurde seit drei Jahren
von den
Mitarbeitern kontrolliert, die versuchten, die Besetzung des
Unternehmens durch die Polizei zu verhindern. Morales betonte, der
Einsatz der
Polizei sei notwendig geworden, nachdem Verhandlungen über eine
freiwillige Übergabe der Unternehmen gegen Entschädigung nicht
vorangekommen
waren.

    Morales hatte vor vier Jahren die ersten Schritte zur
Verstaatlichung der Erdöl- und Erdgasindustrie angekündigt. Mit den
höheren
Einnahmen wolle er die weitverbreitete Armut in Bolivien bekämpfen. Die
konservative Opposition wirft dem ersten gewählten Indio-Präsidenten
jedoch vor, die Verstaatlichungen würden nicht allen Bolivianern,
sondern nur der indigenen Bevölkerung zu Gute kommen. Die meisten der
von
Morales verstaatlichten Unternehmen waren erst in den 1990er Jahren
privatisiert worden./ro/DP/he