MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Aktien des TV-Konzerns ProSiebenSat.1 
werden von Montag an erstmals komplett an der Börse gehandelt. Das
Unternehmen kommt damit der Eigenständigkeit einen großen Schritt
näher. Durch die Umwandlung aller Papiere in stimmberechtigte und vor
allem handelbare Stammaktien verringert sich der Stimmenanteil der
Finanzinvestoren KKR und Permira von zuletzt 88 auf 44 Prozent.

    Die beiden Beteiligungsgesellschaften haben seit sechs Jahren das
Sagen bei ProSiebenSat.1. Nun rechnen Fachleute damit, dass KKR und
Permira sich schrittweise ganz von der Sendergruppe verabschieden
werden. Beschlossen wurde die Neuordnung der Aktionärsstruktur auf der
Hauptversammlung vor wenigen Wochen. Am Freitag erfolgte die Eintragung
ins Handelsregister.

    Nun kommt eine andere Frage auf die Tagesordnung: Wer steigt bei
ProSiebenSat.1 ein - und in welcher Größenordnung? Ab Montag sind nur
noch stimmberechtigte Stammaktien zu kaufen und damit auch Einfluss.
Konzernchef Thomas Ebeling hat bereits betont, dass er sich eine
möglichst breite Eigentümerstruktur wünscht - und keinen
beherrschenden Großaktionär mehr.

    Bisher hielten KKR und Permira 88 Prozent der stimmberechtigten
Stammaktien des Konzerns, die aber nicht handelbar waren. Lediglich die
Vorzugsaktien ohne Stimmrecht waren an der Börse und konnten gekauft
und verkauft werden - zu sagen hatten die Vorzugsaktionäre allerdings
nichts. Das ändert sich nun. Alle Aktien sind handelbar und haben
Stimmrecht. Aktionärsschützer loben den Schritt.

    Für den TV-Konzern bedeutet das so etwas wie eine kleinen
Börsengang aufs Parkett. KKR und Permira organisieren so ihren
Abschied. Ein kompletter Verkauf war ursprünglich aber wohl die
bevorzugte Variante. Doch das kam in den vergangenen Monaten mangels
zahlungskräftiger Interessenten nicht zustande.

    Derzeit hätte ein Käufer wohl mehr als sieben Milliarden Euro für
den Konzern zahlen müssen. Ein zu großer Brocken für deutsche
Medienhäuser und wegen Kartellbedenken ein komplexes Unterfangen. Doch
neben dem Geld, das KKR und Permira mit dem Verkauf ihrer Aktien wohl
einnehmen werden, haben sie zuvor noch mal viel Geld verdient.

    Anfang 2013 verkauften sie ihre Bestände an Vorzugsaktien und
profitierten später von der üppigen Dividende in Höhe von 5,63 je
Stammaktie, die der Konzern für das vergangene Jahr ausschüttete. Das
allein brachte Einnahmen von mehr als 540 Millionen Euro./sbr/DP/mmb